Dienstag, 17. Dezember 2019

Tag 24: Abschluß des Grundlagentrainings

Inhalt: In der letzten Übungseinheit nach der Begutachtung ging es verstärkt um das selbständige Laufen mit dem Exoskelett. Außerdem haben wir die Abläufe beim Kurvengehen geübt sowie als krönenden Abschluß eine "Langstreckenwanderung" im Übungsraum absolviert.

Persönliches Empfinden: Die ganzen Übungen zur Vorbereitung und zum Abschluß des Laufens - wie z.B. Aufstehen und Hinsetzen - laufen nun wie selbstverständlich ab und erfordern nunmehr weder viel Kraft noch besondere Aufmerksamkeit. Auf die leichte Schulter darf ich diese Abläufe trotzdem nicht nehmen, denn dann schleichen sich Wackler ein.

Dafür gab es beim Laufen zunächst einen Aha-Effekt. Als nämlich Linda für dieses Trainingseinheit die Führung des Exoskeletts übernahm, minimierte sie dabei die Unterstützung für mich. Plötzlich kam ich nur noch in Ein- bis Zweierschritten voran. Offensichtlich hatte zuvor René am System beim Gehen viel mehr Hilfe geleistet, was jedoch mir und auch ihm gar nicht so klar gewesen ist. Für uns war dies das Signal, mehr auf meine Eigenbewegung zu achten bzw. diese zu trainieren. Zwar erwies sich das zunächst als ziemlich frustrierend, von einem flüssigen Bewegungsablauf wieder in den stockenden Gang zurückzufallen. Doch immerhin entwickelte ich dabei vor allem durch die direktere Lagerückmeldung meines Körpers allmählich ein besseres Bewegungsgefühl. Schließlich schaffte ich auch wieder mehrere Schritte am Stück, bei denen René nur noch selten eingriff. Das ist eine gute Basis für das Aufbautraining.

Zur Motivation für zukünftige Aktionen "marschierte" ich am Ende der Trainingseinheit (wieder mit etwas mehr Unterstützung durch René) eine längere Strecke in einem langgestreckten Kreis. Das fühlte sich ganz gut an, und auch der Kräfteverschleiß hielt sich dabei in Grenzen. - So sollte es irgendwann von ganz allein laufen.

Fazit: Nach einem viertel Jahr Training bin ich mit den Ergebnissen durchaus zufrieden. Viele Bewegungsabläufe, die zu Beginn überhaupt noch nicht vorstellbar waren, kann ich nun teilweise sogar völlig ohne Unterstützung selbst ausführen. Allerdings bleibt immer noch viel zu tun, bis ich ganz ohne die Hilfe auf Abruf mit dem ReWalk Personal 6.0 klarkomme. Denn noch haben wir auf perfektem Untergrund geübt. Die Unebenheiten auf den Gehwegen, (zunächst) leichte  Anstiege bzw. geringes Gefälle stellen in der Anwendungspraxis dann ganz andere Anforderungen. Das zu üben, wird der Inhalt des Aufbautrainings sein. Ich hoffe, es wird im nächsten Jahr nahtlos weitergehen ...

Freitag, 13. Dezember 2019

Tage 22, 23: Letzter Testlauf und Begutachtung

Inhalt: Gestern fand die Begutachtung durch eine Mitarbeiterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse (MDK) in meiner Wohnung statt. Vor der praktischen Demonstration meiner Trainingsfortschritte wurde ich sowie meine Trainer zum Verlauf des Trainings und den beabsichtigten Einsatzmöglichkeiten befragt, außerdem informierte sich die Gutachterin über das Anwendungsumfeld sowie meine vorhandenen körperlichen Voraussetzungen. Darüberhinaus standen mir auch zwei Mitarbeiterinnen des Hilfsmittel-Herstellers zu Seite, um weitere Details zum ReWalk-System sowie zu dessen Anwendung beizusteuern. Diesem Termin vorausgegangen war ein zweites Training mit Claudia und René im häuslichen Umfeld, bei dem wir noch einmal alle Abläufe in meinen Räumlichkeiten übten. Besonders wichtig war dabei das Laufen von Kurven sowie das punktgenaue Anhalten aus der Bewegung.

Persönliches Empfinden: Das Training am Anfang der Woche zur Vorbereitung auf den Begutachtungstermin verlief nahezu optimal. Gut ausgeruht klappten die meisten Übungen auf Anhieb, und auch beim Kurvenlaufen gab es erhebliche Fortschritte. Dazu hatte ich mir einen Ablauf überlegt, der inzwischen durch das nachgereichte Demovideo bestätigt wurde. Mittlerweile gelingt es mir immer besser, mich in die Funktionsweise des ReWalk-Systems hineinzuversetzen und daraus die notwendige Bewegungen für mich abzuleiten. Diese Trainingseinheit stimmte mich jedenfalls optimistisch.

Zu Beginn der Demonstration im Rahmen der Begutachtung holperte es zunächst etwas. Auch wenn mir das eigentlich gar nicht so bewußt wurde, war ich doch trotz allem etwas aufgeregt. Das System vor den Augen vor bisher Unbeteiligten zu benutzen, steigerte unbestritten meine Anspannung. Immerhin hatte es in dieser Woche auch dazu einen "Probelauf" gegeben, als ich gemeinsam mit René den Ärzten im Querschnittgelähmten-Zentrum der Klinik Bavaria in Kreischa-Zscheckwitz das ReWalk-Exoskelett vorführte. Auch dort ging dabei der Puls nach oben, obwohl ich in diesem Fall selbst den Termin angeregt, d.h. den Streß mir selbst verordnet hatte.

Letztlich kam ich jedoch bei der Begutachtung in meiner Wohnung bald wieder in Tritt, und zwar im wörtlichen Sinne. Folgende Übungen habe ich dabei vorgeführt, abgesehen vom Gehen alle im wesentlichen ohne Hilfe, ersteres mit leichter Unterstützung bzw. Korrektur:

  • Aufstehen
  • Gleichgewichtsübungen (Heben und Bewegen der Unterarmstützen, Gewichtsverlagerung auf das Standbein)
  • Gehen mit dem Exoskelett, u.a. auch durch ca. 84 cm breite (offene) Türen, sowie Abbiegen in angrenzende Räume (Kurvenlauf)
  • Drehung im Stand
  • Rückwärtsbewegung im Exoskelett durch wechselseitiges Rückwärtsschieben der Beine
  • Anlehnen an eine Wand (zum Ausruhen)
  • Hinsetzen

Einige kleinere Unzulänglichkeiten lagen an den Gegebenheiten des sogenannten häuslichen Umfelds, was ich m. E. gut begründen konnte. Aus meiner Perspektive verlief deshalb die Demonstration wie gewünscht.

Nun bleibt abzuwarten, was die Gutachterin dazu sagt. Zwar hat ihre Bewertung nicht unmittelbar Einfluß auf die Frage der Beschaffung des ReWalk-Systems für mich, doch kann ihr Urteil mir durchaus noch einmal das Leben schwermachen. Leider habe ich in der Vergangenheit schon des öfteren bei solchen MDK-Terminen (z.B. im Rahmen der Begutachtung der Pflegebedürftigkeit) eine offensichtliche Diskrepanz zwischen den (durchaus positiven) Rückmeldungen der Gutachter während des Vorort-Termins und ihrer anschließenden schriftlichen Äußerung festgestellt, so daß für mich auch in diesem Fall das Ergebnis noch völlig offen ist. Erst durch die schriftliche Information der Krankenkasse weiß ich, woran ich bin. Und das wird sicher nicht mehr in diesem Jahr ...

Freitag, 6. Dezember 2019

Tage 20, 21: Vorbereitung auf die Begutachtung

Inhalt: Mein dreimonatiges Training neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Zum Schluß soll eine Begutachtung durch den MDK erfolgen, um festzustellen, wie ich nach dieser Zeit das "ReWalk Personal 6.0" nutzen kann. Da dieser Termin bei mir zuhause stattfinden wird, haben wir am Tag 20 die Trainingsaktivitäten in meine Wohnung verlegt. Das darauffolgende Training fand dann gestern allerdings noch einmal in Dresden statt, um ein weiteres Element zu üben. Man kann zwar auch im Stand die Laufrichtung ändern, eleganter ist das jedoch während des Laufens. Neben dem Bewältigen längerer Laufstrecken und den Übungen zum Anhalten aus dem Lauf übte ich also während des zweiten Trainings auch das Kurvenlaufen.

Persönliches Empfinden: Im Verlauf der vergangenen drei für das Training vorgesehenen Monate gab es immer mal Tage, wo es nicht so perfekt lief. Das lag nicht nur an der körperlichen Verfassung am jeweiligen Trainingstag, sondern auch an kleineren gesundheitlichen Einschränkungen, z.B. einem leichten Infekt. Außerdem habe ich inzwischen festgestellt, daß sich meine Aktivitäten im ReWalk-System offensichtlich auch unmittelbar auf meine Darmtätigkeit auswirkt. Wie sich am Montag bestätigte, bin ich gut beraten, wenn mein letzter Toilettengang nicht allzu lange vor der Nutzung des Exoskeletts erfolgt.

Leider hatte ich am ersten Trainingstag einen dieser schlechten Tage erwischt. Außerdem stellte es sich heraus, daß die veränderten räumlichen Gegebenheiten tatsächlich Auswirkungen auf mein subjektives Lage- und Bewegungsgefühl hatten und ich mich erst daran anpassen mußte. Vielleicht war ja auch ein wenig Aufregung bzw. Leistungsdruck der Grund dafür, daß ich mich nicht so sicher bewegte, wie in den Tagen davor. Es hat sich eben noch nicht soviel Routine eingestellt, um veränderte (örtliche) Gegebenheit immer souverän zu meistern.

Das Anhalten aus der Bewegung ist leider immer noch ein Thema. Manchmal funktionierte es ganz gut, ein anderes Mal bekam ich den Vorgang nicht auf Anhieb in den Griff. Wenn der erste Versuch mißlang, wurde mein Lauf danach ziemlich wackelig, was wiederum den nächsten Anlauf zum Anhalten beeinträchtigte. Ich kann leider immer noch nicht behaupten, daß ich das hundertprozentige Körpergefühl für diese Bewegung entwickelt habe. Schön wäre es natürlich gewesen, wenn ich dazu auch mal den erfahrenen ReWalk-Trainer Marcel hätte konsultieren können. Doch der macht sich momentan ziemlich rar, weil er neben mir gleichzeitig auch noch das Training weiterer Patienten zu betreuen hat.

Auch was die Drehung im Schritt betrifft, wäre eine zusätzliche technische Anleitung durch Marcel hilfreich. Das betrifft vor allem die zeitliche und räumliche Koordination zwischen der Bewegung der Beine im Exoskelett und dem Setzen der Unterarmstützen. Leider habe ich dafür bisher auch kein geeignetes Demovideo gesehen, so daß ich bei dieser Übung gemeinsam mit René improvisieren mußte. Das machte es jedenfalls nicht unbedingt einfacher. Bevor ich diesen Bewegungablauf ausführlich erkläre bzw. ein Video dazu veröffentliche, muß ich mir erst einmal selbst darüber klar werden. Deshalb nachfolgend nur ein paar Videos vom Training in meiner Wohnung.

Das (hoffentlich vorläufige) Finale geht in der nächsten Woche in meiner Wohnung über die Bühne.