Freitag, 25. Oktober 2019

Tage 8,9: Von den Übungen zur Körperschwerpunktverlangerung zum Gangtraining

Inhalt: Nachdem das Aufstehen und Hinsetzen größtenteils klappt, ging es diesmal darum, durch das Training mit den Unterarmstützen die Steuerung der links- und rechtsseitigen Verlagerung des Körperschwerpunkts auf das jeweilige Standbein zu verbessern. Außerdem halfen diese Übungen, das Körpergefühl zur Lagewahrnehmung zu schulen. Anschließend lief ich mit Unterstützung durch die Trainer einige Meter im Exoskelett. Auch die Bewegungsabläufe beim "Wenden", welche ja später auch für die Richtungsänderung während des Laufens benötigt werden, konnte ich mehrmals langsam durchexerzieren.

Persönliches Empfinden: Am Montag steckten mir meine Unternehmungen der vergangenenTage noch in den Knochen, so daß es beim Training einige Abstriche gab. (Trotzdem werde ich natürlich auch in Zukunft nicht auf meine Wochenendaktivitäten verzichten, ich muß halt nur damit umzugehen lernen.) Außerdem fehlte Claudia, die als geschulte Physiotherapeutin mir bei den Übungen immer die besten Tips und Rückmeldungen gibt.

Dafür startete die gestrige Trainingseinheit dann bilderbuchmäßig mit einem nahezu perfekten Aufstehen. Ein guter Start spornt zusätzlich an! Auch die Übungen mit den Unterarmstützen liefen sehr gut. Besonders hier stelle ich immer wieder fest, wie sehr die Qualität der Ausführung von einem guten Stand im Gleichgewicht abhängt. Dabei entscheiden nur wenige Millimeter, ob man eher vorderlastig steht oder schon nach hinten kippt. Den optimalen Punkt dazwischen nicht nur zu finden, sondern auch zu halten, erfordert sehr viel Bewegungsgefühl!

Bevor mich die Übungen zur Gewichtsverlagerung zu sehr ermüdeten, absolvierte ich schließlich mit Hilfe durch meine Trainer einige "Trainingsläufe". René führt mich dabei am Becken (bzw. der Steuereinheit des ReWalk in Höhe des Beckens), indem er mich dort nach links bzw. nach rechts auf das jeweilige Standbein schob und damit die Gewichtsverlagerung erheblich unterstützte. Manchmal war das etwas zuviel des Guten, aber das pegelt sich bestimmt noch ein. Trotzdem hatte ich das Gefühl, allmählich eine Vorstellung über das Zusammenspiel der einzelnen Bewegungen (Verlagerung des Körpergewichts, Setzen der Beine, Einsatz der Unterarmstützen) während des Laufens zu entwickeln. Meiner Meinung nach mache ich tatsächlich auch hier schon Fortschritte.

Bei der Drehung des Körpers mit dem ReWalk in eine andere Richtung haben wir uns diesmal viel Zeit genommen, damit ich auch  diese Bewegung mal in seine Einzelbestandteile auflösen kann. Mit wesentlich weniger Unterstützung durch René war das noch ziemlich anstrengend. Aber ich bin auf einem guten Weg. Und das im wahrsten Sinne des Wortes ...

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Tag 7: Wiederholung und Festigung von grundlegenden Abläufen

Inhalt: Diesmal ging es wiederholt um das Aufstehen und Hinsetzen. Anschließend daran erweiterte Claudia die Übung mit den Unterarmstützen zum Training der Gewichtsverlagerung um ein zusätzliches Bewegungselement.

Persönliches Empfinden: Der hohe Kraftverschleiß durch meine Wochenendaktivitäten im Handbike machte sich auch noch am Montag bemerkbar. Längst nicht alles klappte so gut, wie bei der vorherigen Trainingseinheit. Vor allem beim Aufstehen ohne Unterstützung haperte es tüchtig. Möglicherweise war das zwar auch durch meine Experimente bedingt, bei denen ich statischere Bewegungsabläufe testete. Jedenfalls waren meine Kraftreserven nach 60 Minuten schon so erschöpft, daß wir das Training für diesen Tag beendeten. Hinsichtlich der Gewichtsverlagung auf das (linke) Standbein habe ich außerdem den Eindruck, daß mir dies bei meiner "schlechteren" Seite (aufgrund einer beginnenden leichten Skoliose der Wirbelsäule) immer noch nicht so gut gelingt. Angesichts dessen ist es trotzdem erstaunlich, wie reativ ruhig ich inzwischen meine rechte Unterarmstütze meist bewegen kann.

Freitag, 11. Oktober 2019

Tag 6: Festigung von Bewegungsabläufen, Übungen zur Gewichtsverlagerung

Inhalt: An diesem Tag haben wir zunächst wieder mehrmals das Aufstehen und Hinsetzen trainiert. Nach einigen Übungen zum Umgang mit den Unterarmstützen startete ein neuer Testlauf für das Gehen. Zur weiteren Vorbereitung auf dessen komplexe Bewegungsmuster wurde danach die seitliche Gewichtsverlagerung mit aufgesetzten Unterarmstützen trainiert sowie die bisherige Übung zum Anheben der Gehhilfen erweitert.

Persönliches Empfinden: Gleich zu Beginn der Trainingseinheit bestätigte sich mein Eindruck, daß ich einen enormen Fortschritt bei den Grundübungen gemacht habe. Das Aufstehen und das Hinsetzen klappen nun ohne Unterstützung, selbst kleine Wackler dabei kann ich kompensieren. Wenn ich stehe, bin ich jetzt auch wesentlich entspannter und muß nicht mehr so viel Kraft zum Halten des Gleichgewichts einsetzen. Natürlich hat das direkte (positive) Auswirkungen auf den Einsatz der Unterarmstützen. Auch hier geht es inzwischen ziemlich unverkrampft zu und ich kann deshalb wesentlich mehr mit verschiedenen Positionen und Haltungen experimentieren.

Beim Gangtraining haben meine Trainer ihre Hausaufgaben gemacht, indem René mit Claudia im Exoskelett in den vergangenen Tagen die Abstimmung zwischen Helfer und Nutzer übte. Mein eigenes kurzes Gangtraining verlief gestern deshalb wesentlich koordinierter. Da wir diesen Test am Ende der Trainingseinheit durchgeführt haben und ich nicht mehr ganz so frisch war, finden die nächsten Gangübungen trotzdem erst an einem der nächsten Trainingstage statt. Stattdessen folgten am Ende der Einheit ein paar erweiterte Bewegungsübungen mit den Unterarmstützen.

Die nahezu dramatischen Trainingsfortschritte motivieren mich unheimlich! Gestern hat es richtig Spaß gemacht!

Dienstag, 8. Oktober 2019

Tag 5: Aufstehen und Hinsetzen, Koordination Gangtraining

Inhalt: Mit den von Marcel in der vorangegangenen Übungseinheit erhaltenen Tips haben wir erneut das Aufstehen und Hinsetzen mit dem "ReWalk Personal 6.0" geübt. Nach einigen Übungen zur Gewichtsverlagerung auf das jeweilige Standbein, d. h. der Übung mit dem einseitigen Anheben der Unterarmstützen, ging es außerdem wieder ans Gangtrainig. Diesmal stand jedoch weniger das eigentliche Laufen im Vordergrund, als vielmehr die Abstimmung meiner Unterstützung durch den Trainer mit den mechanischen Bewegungen des Exoskeletts. Auch für Claudia und René ist diese Handhabung in der Praxis weitgehend Neuland.

Persönliches Empfinden: Diesmal gab es reichlich Erfolgserlebnisse. Vor allem meine Entscheidung, wieder die steife Bauchplatte zur Stabilisierung des Oberkörpers zu verwenden, hatte positive Auswirkungen. Doch auch das seitliche Verlagern des Körperschwerpunkts klappte besser. Im Verlauf dieser Übung, bei der wechselseitig die Unterarmstützen angehoben werden, schien es mir, als ob endlich der Knoten geplatzt wäre und ich inzwischen das dafür notwendige Körpergefühl entwickelt hätte. Die einzelnen kleinen "Tricks" fügen sich allmählich in einem durchgängigen Bewegungsmuster zusammen.

Genauso beeindruckend gut klappte mehrmals hintereinander das Aufstehen und Hinsetzen, sogar ganz ohne externe Unterstützung. In der Rücklage kann ich mich nun aufgrund Versteifung des Oberkörpers durch die Bauchplatte wesentlich besser halten. Daß es im Training bei der Koordination des Gangtrainings ohne Marcels Unterstützung noch nicht rund lief, war kein Drama. Schließlich sind wir alle Lernende, und durch die nicht so perfekt erfolgte Unterstützung bekam ich sogar viel direkter eine Rückmeldung zu meinen Fehlern. Als "Hausaufgabe" will sich René deshalb nun intensiv mit dem Ablauf der Gangbewegung durch das System beschäftigen.

Während des ganzen Trainings wurde ich an diesem Tag übrigens zusätzlich durch eine neue Mitarbeiterin von ORD unterstützt. Linda hat ihre Sache sehr gut gemacht.

Freitag, 4. Oktober 2019

Tag 4: Einüben von Aufstehen und Hinsetzen, Instruktionen zum Gangtraining

Inhalt: Nach der kurzen Aufwärmphase stand Marcel von ReWalk heute sowohl den Trainern wie natürlich auch mir für Konsultationen zur Verfügung. Im Anschluß an die Erörterung des bisherigen Trainingsverlaufs habe ich entsprechend der von Marcel angeregten Korrekturen intensiv die Bewegungsabläufe beim Aufstehen und Hinsetzen mit dem "ReWalk Personal 6.0" geübt. Unter Anleitung von Marcel gab es außerdem die Gelegenheit für mehrmalige kurze Gangabfolgen. Diese dienten nicht nur als Training, sondern schulten auch René darin, wie er mich beim Gehen unterstützen sollte, bis ich die komplexen Bewegungsmuster selbständig ausführen kann.

Persönliches Empfinden: Wenn Marcel anwesend ist, fühle ich mich gleich entspannter und kann Mißerfolge besser wegstecken. Ich denke, das liegt an seinen Erfahrungen als Trainer über viele Jahre, in denen er schon unterschiedlichste Patienten erfolgreich geschult hat. Zwar sind Claudia und René auch gut geschult, doch so viele praktische Erfahrungen haben sie noch nicht sammeln können.

Marcel zeigte mir auch eine bessere Variante, wie ich meine Unterarmstützen vor dem Aufstehen gut in Position bringen kann. Besonders hilfreich war jedoch seine Information, daß das ReWalk-System etwa 95% der notwendigen Kraft zum Aufstehen liefert und man selbst damit nur verhältnismäßig wenig Körpereinsatz zeigen muß. Deshalb kann man sich beim Aufrichten vorrangig auf die Koordination und das Halten des Gleichgewichts konzentrieren. In der Vergangenheit habe ich immer viel zu viel Kraft zum Hochdrücken eingesetzt und bin damit häufig zu weit nach vorn gekommen. Mit diesem Tip lief es nun besser.

Was das eigentliche Gehen betrifft, so wird das eine echte Herausforderung! Denn inzwischen weiß ich, daß ich mich dazu nicht nur in der Senkrechten halten muß. Fast noch wichtiger ist die permanente Gewichtsverlagerung des Körpers auf das jeweilige Standbein, damit das Bein, welches den Schritt macht, diesen überhaupt beginnen kann. Da muß ich noch viel Zeit und Übung in die Bewegungskoordination stecken, denn ich bekomme bei meiner (kompletten) Läsionshöhe unvergleichlich weniger Lagerückmeldungen von meinem Körper! Mit diesem Wissen kann ich kann das aber auch schon zuhause am Freistehbarren üben.

Dienstag, 1. Oktober 2019

Tag 3: Koordination von Bewegungsabläufen

Inhalt: Der Koordination des Setzens der Unterarmstützen an der notwendigen Position im Zusammenspiel mit den Bewegungen des ReWalk-Systems beim Aufstehen und Hinsetzen sowie zur Stabilisation des Körperschwerpunkts im freien Stehen galt diesmal unser Hauptaugenmerk. Den Krücken kommt nämlich die zentrale Bedeutung zu, weil sie die Verlagerung des Schwerpunkts über die stabile Körpermitte hinaus ermöglichen. Vor dem eigentlichen Gangtraining sollte ich die vorgelagerten und nachfolgenden Bewegungsabläufe einigermaßen sicher, d.h. weitestgehend ohne externe Unterstützung durch die Therapeuten beherrschen.

Persönliches Empfinden: Am Montag lief es nicht so gut. Immerhin gab es neben der ganzen verkrampften Wackelei auch ein paar positive Momente, vor allem beim Vor- und Zurückwippen aus dem Stand. Dagegen waren für mich die Übungen zum Ermitteln der richtigen Position der Unterarmstützen für das Aufstehen und Hinsetzen z.T. ziemlich frustrierend. Ich kann die Anleitung für einen gleichmäßigen Ablauf noch nicht ohne hektische Bewegungen und zusätzliche Hilfe durch die Therapeuten in die Praxis umsetzen. Vielleicht helfen aber auf dem Boden angebrachte Klebebandmarkierungen, die "Stöcke" besser zu positionieren. Meine Körperfehlhaltung hat René übrigens inzwischen durch eine Schuheinlage korrigiert.